Kringel und Kränze auf totem Kiefernstamm

Auf meinen Runden draußen in der Natur entdecke ich immer wieder Schönes, Interessantes, Merkwürdiges, Wundersames und auch Rätselhaftes.

So auch diese Woche.

Vor mir liegt ein Kiefernstamm. Ohne Rinde, ohne Zweige.

Nichts besonderes eigentlich.

Der wurde wohl schon vor mehreren Monaten gefällt und hier liegen gelassen.

Puppenstube der Larve vom Zangenbock. Foto: Klaus Heidel

Ich bin schon zwei, drei Schritte weitergegangen, als meine Aufmerksamkeit doch noch einmal zu diesem nackten Stamm gezogen wurde. Ich schaute ihn mir noch einmal genauer an und ging wieder etwas näher.

Was sind das nur für kreisrunde Formen?

Nicht größer als ein Zweieurostück.

Also noch näher ran.

Puppenstube der Larve vom Zangenbock. Foto: Klaus Heidel

Was ich dann entdeckt habe, kannte ich noch nicht. Es faszinierte mich aber sehr. So perfekte runde Kränze. Wie winzige Adventskränze. Sie scheinen aus Holzstreifen oder Nadeln gebaut zu sein und sie hafteten fest am nackten Stamm.

Noch einer. Und noch einer. Und noch mehrere….

Ich war fasziniert.

Ich machte die folgenden Bilder und zog dann weiter.

Puppenstube der Larve vom Zangenbock. Foto: Klaus Heidel
Der Schreiber dient dem Größenvergleich.

Später suchte ich mit Begriffen, wie „kleine Kringel und Kränze auf Baumstamm“ im Internet.

Aber ich fand keine Antworten.

Das konnte und wollte ich so nicht stehen lassen. Ich sendetet meine Bilder an Kollegen und Freunde, die wie ich auch, viel Draußen sind und eine Menge über Natur, Wald und Bäume wissen.

Das ernüchternde Ergebnis: Niemand hatte eine Antwort.

So habe ich mich entschlossen in verschiedenen Fach-Gruppen auf FB meine Bilder zu posten und das geballte Wissen von vielen schlauen Menschen zu nutzen.

Unglaublich, wie viele Reaktionen ich auf diesen Post bekommen habe.

Ganz viele Menschen wollten nun auch wissen, was das für schöne Gebilde sind.

Es dauerte gar nicht lange, da kamen die ersten Hinweise und richtigen Antworten.

Vielen lieben Dank an alle, die dazu beigetragen haben, meine Frage und dann auch die Frage von vielen anderen Menschen beantworten zu können.

Nun konnte ich weiter recherchieren und wurde schnell fündig.

Es steht nun fest, es sind „Nester“ von einem Käfer.

Puppenstube der Larve vom Zangenbock. Foto: Klaus Heidel
Hier sieht man deutlich, wie hoch der Bau der Puppenstube ist.

Der Zangenbock, das heißt, die Larve des Bockkäfers baut unter der Rinde solche Kringel aus Holzstreifen und legt sich dort als Larve hinein, um sich darin, gut geschützt, zu verpuppen.

Der Zangenbock, Schrotbock oder kleiner Kiefernbock gehört zur Familie der Bockkäfer (Cerambycidae).

Sie ernähren sich von Blütenteilen und Harz der Nadelbäume.

Die Larven der Zangenbockkäfer leben für ca. 2 Jahre unter der Rinde und fressen sich so durch das Holz. Dann bauen sie sich irgendwie ihre Puppenwiege, die eben so schön aussieht, wie kleine Kränze und verpuppen sich darin zum Käfer.

Im Herbst schlüpft aus der Puppe dann der fertige Bockkäfer und bleibt aber praktischerweise im Holz des Baumes, um frostfrei zu überwintern.

Erst im nächsten Frühjahr kommt er herausgekrabbelt und zeigt sich von April bis August immer ganz in der Nähe seiner bevorzugten Bäume.

Normalerweise sind diese Kringel, die Puppenstuben, unter der Rinde und somit für uns Waldbesucher nicht so leicht sichtbar.

Oft sterben die befallenen Bäume rasch ab und werden aus dem Wald entfernt. So bleiben uns diese Nester wiederum verborgen.

Das ist auch wohl der Grund, warum ich und auch meine Bekannten nicht wussten, was das ist.

Ich hatte es schlicht und ergreifend vorher noch nicht gesehen.

Ich bin froh, wieder etwas neues gelernt zu haben. Danke an alle, die dazu beigetragen haben.

Puppenstube der Larve vom Zangenbock. Foto: Klaus Heidel

So kann ich dieses kleine Wunder auch für euch alle erklären und euch so vielleicht ein wenig mehr für Wald, Natur und Umwelt begeistern. Ich würde mich sehr freuen.

Bleibt wachsam und geht mit offenen Augen durch den Wald und Natur.

 Es gibt so viel Schönes zu entdecken. So viel, was sich bestaunen lässt und es gibt so viel Schönes zu lernen.

Wenn ihr Fragen habt, oder Anregungen und Verbesserungen, dürft ihr euch sehr gerne bei mir melden.

Liebe Grüße Klaus

Haareis

Haareis. Foto: Klaus Heidel

3 Antworten auf „Kringel und Kränze auf totem Kiefernstamm“

  1. Lieber Klaus,
    bei Facebook folge ich dir schon eine Weile und bin immer von deinen Beiträgen auf deiner Seite und in den entsprechenden Gruppen z.B. Dialog Waldbaden begeistert. Nun habe ich mir auch diese Seite hier mit dem fantastischen Blog angesehen. Wie auch bei diesem Artikel hier, bietest du immer einen fachlichen Mehrwert, den du in informative und leicht verständliche Texte packst und mit gelungenen Fotos und Grafiken begleitest Mach weiter so – ich freue mich schon jetzt auf das, was noch kommt. Waldige Grüße aus dem Münsterland sendet Sascha Grosser.

    1. Lieber Sascha.
      Vielen Dank für deine lieben und anerkennenden Worte. Darüber freue ich mich sehr. Natürlich werde ich so weitermachen. Ich würde mich freuen, wenn du auch wieder zu spanenden Themen beitragen magst und wenn du hin und wieder einfach mal hier vorbei schaust.
      Liebe Grüße Klaus

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